Die Himmelsberger Linde

Die Himmelsberger Linde ist das Wahrzeichen des Dorfes seit vielen Jahren.

Standort

Die geleitete Tanz- und Gerichtslinde steht ca. 100 m dorfeinwärts vom Ortseingang her gesehen in unmittelbarer Nähe der St. Nikolaus-Kirche mit dem eingeebneten und begrünten früheren Friedhof. Himmelsberg liegt im Naturraum südlicher Burgwald, geografisch verzeichnet im Kartenblatt TK 25, Blatt 5119 Kirchhain, Rechtswert 34-94-07, Hochwert 56-35-99.

Beschreibung

Bei der Himmelsberger Linde handelt es sich um einen überaus gewaltigen Baum; er ist eines der prächtigsten Naturdenkmale Deutschlands. Nachfolgende Daten belegen dies:

Abmessungen

Höhe ca. 28 m
Stammumfang ca. 9 m
Stammdurchmesser ca. 2,9 m
Kronenumfang ca. 24 m

Zustand

Alter wahrscheinlich über 750 Jahre (wird mit der Zeit der Dorfgründung im Jahre 1243 in Verbindung gebracht); es wird jedoch angenommen, dass sie fast 1000 Jahre alt ist. Das genaue Alter kann nur durch eine dendrochronologische Untersuchung festgestellt werden. Diese Untersuchung wurde aufgrund fachlicher Stellungnahme des beauftragten Pflanzenarztes und Baumchirurgen, Herrn Dr. Joachim Bürger seitens der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf bisher abgelehnt, da der Baum innen hohl ist und somit nicht mehr alle Jahresringe seit der Pflanzung aufweist. Zudem würde eine solche Maßnahme den Baum sicher - wenn auch nur geringfügig - schädigen.
Stamm in der Art einer Tanzlinde, etwa 3 m hoch mit vier waagerechten Hauptästen.
Äste vier waagerechte Hauptäste, Durchmesser (30 - 40 cm) in ca. 3 m Höhe, Länge der Äste ca. 1,5 m, von den Enden ausgehend senkrechte Starkäste.
Belaubung dicht, Blätter im unteren Bereich groß, oben kleiner, Kronenspitze auf der Westseite chlorotisch (hellgrün) und licht.
Wurzeln keine Anzeichen von Wurzelkrankheiten.

Bestimmung aus botanischer Sicht

Die Linde gehört zur Familie der Lindengewächse (Tiliaceae). Bei der Himmelsberger Linde handelt es sich um die Sommerlinde, auch großblättrige Linde genannt (Tilia platyphylla SCOP., Tilia grandifolia EHRH.), einer der wichtigsten Vertreter der Lindengewächse. Die Linde gehört zu den Spätblühern und während ihrer Blütezeit von Juni bis Juli ist der berauschende, stark süßliche Duft ihrer gelblichen Blüten schon von weitem spürbar. Die Sommerlinde blüht etwa 10 bis 14 Tage früher als die Winterlinde, so daß Mischbestände aus beiden Linden die Bienen einen ganzen Monat mit Nektar versorgen. Die Blüten der Linde werden von Bienen und Hummeln intensiv aufgesucht, daher gilt die Linde als wichtige "Bienenweide".

Naturdenkmal

Durch die Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmälern im Landkreis Marburg vom 13.12.1971, veröffentlicht im Kreisblatt des Landkreises Marburg 26, Nr. 29 vom 28.12.1971, wurde die Linde zu Himmelsberg mit Wirkung vom 29.12.1971 als Naturdenkmal ausgewiesen. Dies ist auch im Naturdenkmalbuch unter der Lfd.-Nr. 534 443 dokumentiert. Zum Schutze und zur Stabilisierung wurden die waagerechten Hauptäste an den Kronenenden durch eine Stahl-Holzkonstruktion gestützt. Die Haupt- und Starkäste sind in zwei Ebenen mit Stahlseilen verspannt.

Dorfleben unter der Linde

Die alte Himmelsberger Linde als Mittelpunkt des Dorflebens hat in mehrfacher Hinsicht Bedeutung gewonnen: aus ordnungsrechtlicher Sicht als "Gerichtslinde", wo in vergangener Zeit bei Streitigkeiten Recht gesprochen wurde; aus der Sicht des Brauchtums und der ländlich-bäuerlichen Tradition als "Tanz- und Festlinde", unter der die Dorfbevölkerung bei Veranstaltungen, wie z.B. Kirchweih, Fastnacht oder Feiern im kirchlichen Jahreslauf zusammenkam; aus symbolischer Sicht als "Heilige Linde", weil das Holz der Linde zum Schnitzen von Heiligenbildern benutzt wird und die St. Nikolaus-Kirche in unmittelbarer Nähe der Linde erbaut ist und aus naturschutzrechtlicher Sicht als "Geschützte Linde", in dem die Linde nach den Bestimmungen des Naturschutzgesetzes zum Naturdenkmal erklärt wurde. Hierdurch ist gewährleistet, daß dieses Wahrzeichen des Ortes für die Zukunft geschützt und fachmännisch gepflegt wird, damit sie noch viele Generationen das Dorfbild prägt.

Briefmarke "Linde zu Himmelsberg"

Am 09. August 2001 erschien durch die tatkräftige Initiative von Himmelsberger Bürgern, allen voran Manfred Kaufmann, eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post im Rahmen der Serie "Naturdenkmäler in Deutschland" mit der Abbildung der Linde zu Himmelsberg.

Ausblick

Nachdem im Jahre 1967 eine fachgerechte Sanierung (Faulstellenbeseitigung, Stahlverspannung, Stützen, Baumfutterung) erfolgte und aufgrund des Inspektions- berichtes des von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf beauftragten Pflanzenarzt Dr. Bürger vom 19. Juli 1989 und Oktober 1991 verschiedene Erhaltungsmaßnahmen (Kronenpflege, Tiefendüngung, Austausch von stark angerosteten Stahlseilen im Kronenbereich gegen nicht-rostende Stahlseile, baumstatisches Gutachten, Erneuerung des Holzbalkengestells, Entsiegelung des Stammbodens) durchgeführt wurden, ist es nunmehr wieder an der Zeit eine fachgerechte Überprüfung vorzunehmen. Neben der Überprüfung der Holzstahlkonstruktion und Vornahme von Ausastungsarbeiten müßte das Holzbalkengestell ausgebessert und die Ruhebänke unter der Linde erneuert werden. Weiterhin müßte der Brechsand im Bodenbereich ausgewechselt werden. Für die Zukunft ist bereits gesorgt: Anfang der 90er Jahre wurde eine Sommerlinde im Bereich des Grillplatzes gepflanzt. Dieser Baum erhielt ebenfalls ein Holzgestell und seine Äste wurden im unteren Bereich geleitet. Zum Ende des Jahres 2000 wurde neben dem aufgestellten Gedenkstein "Bartenhausen", der auf eine frühere Siedlung hinweist und an der Gemarkungsgrenze von Stausebach gelegen ist, ebenfalls eine Sommerlinde gepflanzt.